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Im folgenden die, vom Heimatverein Branderoda e.V., am 30. September 2015 beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, eingereichte Begründung zum geplanten Projekt.

"Das literarisch-kulturelle Erbe von Dr. Adolf Holst"

 Die Bewahrung, Pflege und Erforschung des literarisch-kulturellen Erbes von Dr. Adolf Holst und dessen Einfluss auf die verschiedenen Entwicklungen in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft stehen im Mittelpunkt des Projektes.

 Ziel der Maßnahme ist die Förderung der Heimatverbundenheit und Identifikation mit der Heimat und den Objekten der Heimat, durch eine Steigerung des Bekanntheitsgrads von Dr. Adolf Holst in weiten Teilen der örtlichen sowie der überregionalen Öffentlichkeit und Forschung zu erreichen.

 Durch das generationsübergreifende und Generationen verbindende Projekt werden unterschiedlichste Interessengruppen zusammengeführt. Das Projekt soll regionale und kulturhistorische Bedeutung für die Region und überregionale Bedeutung für die Umgebung von Branderoda sowie für das Gebiet von Sachsen-Anhalt und der BRD als auch für den gesamten deutschsprachigen Raum (Österreich, Schweiz, …) im weiteren Sinne haben.

Dr. Adolf Holst - Wer war er?

Die Person Dr. Adolf Holst ist heute nur noch wenigen bekannt. Auf Grund verschiedener Entwicklungen geriet sein Name immer mehr in Vergessenheit. Fragmente seiner Werke sind aber bis heute im Sprachgebrauch allgegenwärtig.

Unbewusst kennt ihn bzw. seine Gedichte und Sprüche fast Jeder. Einige heute allseits bekannte und gebräuchliche Sprüche waren einst erfolgreiche Kinderbücher von bzw. mit Versen von Adolf Holst, wie die folgenden Beispiele belegen:

„Ringel, Ringel, Reihe …“ / „Wenn jemand eine Reise tut …“ / …

Wie ging der Spruch weiter? - „Lirum, Larum …“

Was ist ein Purzelbaum?… „Purzel“ - ein Kinderbuch mit Versen von Adolf Holst.

„Purzel“ war ein kleiner Zwerg der unter einem Rosenstrauch lebte. …. Was macht Purzel am Ende der Geschichte? - einen Purzelbaum

„O Tannenbaum! O Tannenbaum! Lieder und Märlein in Auswahl von Adolf Holst“

…. usw.

In den 20 Jahren, der Weimarer Republik, der Hauptschaffensphase von Adolf Holst, war er als „einer der erfolgreichsten Kinderbuchautoren“ im gesamten deutschsprachigen Raum sowie darüber hinaus bekannt und beliebt.

Ähnlich der Gebrüder Grimm, die unter vielen anderen Verdiensten auch Märchen sammelten, sammelte Adolf Holst Kindergedichte und -lieder sowie Kinder- und Laienspiele und erweiterte diese Sammlung durch eigene Gedichte und Märchen.

Durch sein Schaffen als Kinderbuchautor hat er dazu beigetragen, das viele schöne und heute noch bekannte Kindergedichte und Kinderlieder sich im gesamten deutschsprachigen Raum verbreiteten, dadurch über Generationen nicht in Vergessenheit gerieten und im Bewusstsein von Millionen Menschen bis heute erhalten geblieben sind.

Zahlreiche seiner Werke entstanden aufgrund seiner freien Inspiration. Eine Reihe seiner Werke musste er aber, als Ernährer einer Familie mit 3 Töchtern, von denen eine Tochter behindert war, auch als Auftragswerke ausführen.

Wer Adolf Holst (1867 – 1945) und seine Werke verständlich machen möchte, kommt nicht umhin sich mit den verschiedenen Literaturepochen auseinander zu setzen.

Mit Blick auf die Gesamtheit seines Schaffens muss man sich mit der Kindheit und den kindlichen Prägungen in den einzelnen wechselvollen Geschichtszeiträumen auseinander setzen, da er nicht unwesentlich davon geprägt wurde.

Gemeinsam mit vielen anderen Autoren und Illustratoren (z.B. Ernst Kutzer [Österreich], Fritz Baumgarten, Gertrud Caspari, Else Wenz-Vietor, Karl Elleder, Ruthild Busch-Schumann, Hans Schroedter, Mathilde Ritter, Paul Hey, Paula Jordan, … um nur einige zu nennen mit denen er zusammen arbeitete) prägten sie wiederum gemeinsam durch ihr Schaffen in Ihrer Zeit die Entwicklung von Millionen Kindern und Erwachsenen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich, …)

Mit Christian Morgenstern war Adolf Holst befreundet und widmete „dem Andenken Christian Morgenstern´s“ – sein Buch „Das Herz in der Hose und anderes Kuriose“ (1939)

Seine Kindergedichte und Kinderlieder wurden unter anderem auch im Auftrag des Rundfunks vertont.

Er schrieb eine ganze Reihe von Kinderbüchern mit einer, für die damalige Zeit, beachtlichen Auflagenhöhe

Ein stichpunktartiger Auszug aus dem Schaffen von Dr. Adolf Holst:

  • mit 28 Jahren (1895) erste Veröffentlichung in Erfurt - „Träumen“
  • in zahlreichen Fibeln und Lesebüchern für die Grundschule standen seine Gedichte
  • die Gedichte wurden auch nach dem 2. Weltkrieg noch für den Schulgebrauch als geeignet befunden (z.B. auch in den Schulbüchern der 80iger Jahre der DDR)
  • 14 Gedichte von ihm wurden 1967 in einem Züricher Lesebuch aufgenommen
  • 6 Holst-Lieder stehen in einem 1974 erschienenen Liederbuch für Grundschulen
  • die Auflagehöhe von Auerbachs Kinderkalender erhöhte sich unter seiner Regie auf 100.000
  • er veröffentlichte fünf Lyrikbände und viele Laienspiele für die Jugend, …

Mit vielen bekannten und bedeutenden Menschen seiner Zeit stand er im Briefwechsel, so z.B. mit Herrmann Hesse und einer der weltweit bekanntesten Puppenschöpferin Käthe Kruse (Bad Kösen), mit der er humorvolle Briefe wechselte. …

… usw.

Mit Adolf Holst, am 7. Jan 1867 in Mücheln Ortsteil Branderoda geboren, rücken vor allem die Kindheit, die Kinderliteratur und die Kindererziehung der folgenden geschichtlichen Zeiträume in den Mittelpunkt der Betrachtungen:

- Militarismus des deutschen Kaiserreiches und 1. Weltkrieg (1871-1918)

- Weimarer Republik (1918-1933) – Hauptschaffensphase von Adolf Holst

- NS Zeit und 2. Weltkrieg (1933-1945)

- Nachkriegszeit (1945-1947)

- Zeit des kalten Krieges und der BRD sowie der DDR (1947-1990)

- Nach 1990 bis Heute

Aktuelle Situation

Zur Zeit wird Adolf Holst und sein umfangreiches Schaffen (siehe z.B. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek ca. 340 Werke) in der breiten Öffentlichkeit ebenso wie in der Fachwelt kaum wahrgenommen und beachtet. (siehe Chronologie der deutschen Kinder- und Jugendliteratur)

Der Blick in den Katalog der Landesbibliothek von Sachsen-Anhalt und der Deutschen Nationalbibliothek gibt leider nur einen teilweise sehr kleinen, bruchstückhaften Einblick in das umfangreiche Schaffen von Dr. Adolf Holst.

So sind in der Landesbibliothek von Sachsen-Anhalt nur 4 Werke von Adolf Holst zu finden, davon 2 Bücher und 2 Musiknotenwerke. Besser sieht es da schon in der Nationalbibliothek aus. Hier sind nach unserem ersten Eindruck, 12 Musiknotenwerke zu finden. Nach unseren bisherigen Recherchen in anderen Quellen konnten wir bereits 24 Musiknotenstücke ausfindig machen.

Da aber mehr als 29 Komponisten seine Gedichte vertont haben sollen, darunter Max Reger, Joseph Haas, Henri Marteau und andere, muss davon ausgegangen werden das es wesentlich mehr Musiknotenstücke gibt, die mit dem Schaffen von Adolf Holst in Verbindung gebracht werden können. Allein sein Werk „Die Heiligen drei Könige“ sollen zehnmal komponiert worden sein.

Der gesamte Umfang vom Nachlass von Adolf Holst ist zum jetzigen Zeitpunkt nur mehr zu erahnen als klar zu beschreiben. Es gilt umfangreiche Materialsammlungen an verschiedenen Stellen zu erforschen und es wird in Zukunft sicherlich auch noch eine nicht unbeachtliche Menge zu finden sein.

Herr Blaume, der Autor der Bibliographie (1993)
Adolf Holst - Eine Bibliographie der Kinder-Bilderbücher und illustrierten Gedichtsammlungen, die Texte von ihm enthalten“ beschreibt die aktuelle Situation am treffendsten: „Die vorliegende Schrift bietet keine Gesamtbibliographie…“ „… die vorhandene Unvollständigkeit ist mir schmerzlich bewusst. Es blieb mir nur die Entscheidung, noch über Jahre weiter zu forschen oder mit dem Mut zur Lücke an die Öffentlichkeit zu treten.“ … „Den Laienspielen, Märchenreigen und Vertonungen sowie dem literarischen Nachlass von Adolf Holst als Herausgeber des Auerbachs Kinderkalenders in den Jahren 1919 bis 1935 ist hier nicht nachgegangen worden“.

Mit seinem umfangreichen Nachlass liefert Adolf Holst noch über mehrere Jahrzehnte ausreichend Stoff für ein breit angelegtes interdisziplinäres Forschungsfeld, so z.B. im Bereich der allgemeinen Literaturwissenschaft ebenso wie im Bereich der speziellen Wissenschaft der Kinder- und Jugendliteratur, Lyrik, Heimatdichtung, Hörspiel, Kalendergeschichte, Märchen, Bilderbücher, Kinderlieder, Kinder- und Laienspiele, Geistes- und Geschichtswissenschaft, Entwicklungs- und Kinderpsychologie, und weiterer Forschungsbereiche.

Eine vielversprechende Quelle zur Erforschung von Kindertexten, vor allem der 1920iger Jahre sind z.B. die zahlreichen Schriftwechsel von Kindern aus dieser Zeit mit Dr. Adolf Holst als mehrjähriger "Kalendermann" (Herausgeber von Auerbachs Kinder-Kalender).

Zusammenfassung

Das geplante Projekt soll die Arbeitsgrundlage für ein regionales Aktionsprogramm mit überregionaler Breitenwirkung bilden und für weiterführende Initialzündungen sorgen, um das gesamte literarisch-kulturelle Erbe von Dr. Adolf Holst auf unterschiedliche Weise aufzuarbeiten, zu bewahren, zu pflegen und zu erforschen.

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Im Rahmen des beantragten Projektes waren mit dieser Projektbegründung mehrere Maßnahmen geplant, die aber aus mehreren Gründen nicht vom Heimatverein Branderoda e.V. realisiert werden konnten - der beantragte Fördermittelantrag musste vom Heimatverein Branderoda e.V. zurück gezogen werden.